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Fragment Parzival

ZUR PRODUKTION

Das Projekt des 6. Semesters entstand in sechs Wochen, hatte Premiere am 18. Juni 2009 im Studiotheater Expo-Plaza und wurde für das Treffen um etwa anderthalb Stunden gekürzt.

Regie und Bühnenfassung: Nora Somaini
Bühne: Lali Vogt, Mareen Biermann
Kostüme: Theresa Klement,  Lorna Widmann
Choreographie/Training: Martin Krahl, Nora Somaini
Lichtdesign: Thorsten Keppler

Die Sage um König Artus und die Ritter der Tafelrunde erzählt die Regisseurin mit ihrer sich kopfüber in die Szenenmassaker stürzenden Mannschaft im farbkräftigen, drastischen Comic-Stil.
Dem Pathos und heute suspekten Mythos vom Helden ist nur mit dessen satirischer Demontage inklusive Rollenwechsel beizukommen.
Für ihr manchmal krasses Bildertheater aus einem kunterbunten Mix von Trash, Pop und Manga verwandelt die Regisseurin die Bühne in einen Abenteuerspielplatz. Obwohl nur einzelne Stränge aus dem Epos erzählt werden, runden sie sich zu einer Geschichte von zwei
»Anti-Helden«: Von Artus, der kein König sein will. Und dem Toren Parzival, der unbedingt ein Ritter werden will.
»Ehre, Ritter und Damen sind Drohungen des Todes«, warnt die Mutter den Sohn Parzival und bäckt Brot in der Mikrowelle. Der isst und zicht im roten Kinderkleidchen fort. Die Lust am Paradoxen und Zeichenhaften prägt das Spiel. Stöcke sind Schwerter, ein Sprungtuch in den Händen der Ritter dient als runder Tisch.
Sie tanzen am Hof Cha Cha Cha und spielen Boccia, wobei sich Lanzelot und Ginevra tief in die Augen schauen. Der zweite Parzival-Spieler begibt sich dann auf die Suche nach Gotr, derweil sich der ursprünglich graue Bodenteppich, über dem die Ritter morden, tanzen und verge-waltigen, immer röter färbt.
Trotz der Komik, Energie und des reaktionsschnellen Körpereinsatzes sorgte das Ensemble für Erschrecken über Gewalt (in der brutalen Folterszene von Orilus), für Momente der Ernsthaftigkeit und lähmenden Stille. Ihm wie den Zuschauern kamen die spielerischen, vertrauten Elemente aus den Computer Games entgegen.
Sie führten andererseits auf beiden Seiten auch zu Irritationen - ausgelöst durch die bewusst oberflächliche Präsentation von Krieg und Zer-störung. Sie dominiert in den elektronischen Medien, lässt abstumpfen oder einfach wegzap-pen. Unmöglich im Live-Erlebnis des Theaters.
Nach einer Schrecksekunde viel Beifall.

Nach Wolfram von Eschenbach

Übersetzung Dieter Kühn, Richard Wagner, Tankred Dorst, Adolf Muschg

Zeit ist Kreislauf. Hier ist keine Strecke zwischen dem Zeitpunkt A und einem Zeitpunkt B, einem Zeitpunkt B und einem Zeitpunkt C, von dem sich zurückkehren ließe zum Zeitpunkt A. Zeit kann nicht berechnet werden, mit Zeit kann also auch nicht gerechnet werden. Was geschieht in diesem von  Kreisformen und Kreisbewegungen bestimmten Weltraum?

Wenn die Beschreibung eines römischen Herrschers zutrifft auf die Beschreibung eines mittelalterlichen Herrschers, so kann man auch römischen Herrschern, die Rüstung eines mittelalterlichen Helden auf den Leib malen. Und ein römischer Held hat Wörter aus dem Mittelalter im Kopf, auf der Zunge.– Also braucht man Geschichte eigentlich nicht neu zu schreiben – man verdeutlicht, man ergänzt, trägt nach.
Zeit ist Kreislauf. Der Mensch erfüllt eine Aufgabe, vorgegeben durch die Universelle Ordnung: er ordnet sich unter, tritt als Person zurück, denn träte er hervor, sich entwickelnd als Individuum, so würde er Zeitläufe aufteilen in Zeitphasen, wie aber wäre das möglich, da sich doch alles  wiederholt? Zeit ist kein Element der Entwicklung, Zeit ist Kreislauf.
Zit. S.268  Dieter Kühn, Parzival Wolfram von Eschenbach

Fragment-Parzival sucht nach den Kreisläufen zwischen Parzival und dem hier und jetzt.

VORSTELLUNGEN:

Premiere am 18. Juni 2009 im Studiotheater ExpoPlaza
Weitere Vorstellungen am 19. | 20. | 21. Juni, 2. | 3. und 4. Juli 2009 jeweils um 19:30 Uhr

Eintritt 8€ | 6€ (ermäßigt) | 4€ Schüler und Studenten

BILDERGALERIE

Fotos 1 und 2: Fabian Brennecke, andere: Daniel Kunzfeld

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