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Buch (5 ingredientes de la vida) von Fritz Kater

Das Leben besteht aus fünf Zutaten: Utopie, Phantasie, Liebe und Tod (immer im Verbund), Instinkt und schließlich Sorge. So lauten die Kapitel des Stückes „Buch“ und in dieser Abfolge erzählt der Autor Fritz Kater auch ein großes Stück deutscher Geschichte von 1966 bis heute.

Utopie: Der DDR-Wissenschaftler und Spion Ernst entwirft 1966 in einem Playboy-Interview gemeinsam mit anderen begeisterten Intellektuellen die Vision einer durch Technik befreiten Gesellschaft. Mit Phantasie überleben seine kleinen Kinder einen eiskalten Wintertag auf dem Weg zu ihm in die Entzugsklinik Buch bei Berlin. Er schreibt an einem Buch über die phantastische Reproduktionsfähigkeit der Menschen durch implantiertes Chlorophyll während der Nachwuchs 1984 alle pubertären Liebesdramen zwischen Baggersee und Disco durchlebt und durchleidet (Liebe und Tod!). Instinkt: Eine verletzte junge Elefantenkuh erzählt aus ihrer Perspektive die Wilderer-Massaker in Tansania von 1998 bis heute - oder befinden wir uns doch in der Phantasie einer stark tätowierten Obdachlosen auf dem Essener Hauptbahnhof? Das letzte Kapitel zeigt einen jungen Künstler in der Zerreißprobe zwischen seinem Auftrag für die Biennale in Venedig und der Sorge um sein sterbendes Kind in einer Klinik im Hunsrück.

Fritz Kater ist einer der bedeutendsten Theaterautoren der Gegenwart. Unter diesem - von jedermann gewahrten - Pseudonym schreibt seit 1990 der  Regisseur und Autor Armin Petras, derzeit Intendant am Staatsschauspiel Stuttgart. Seine Uraufführungs-Inszenierung von „Buch (5 ingredientes de la vida)“, eine Koproduktion mit den Münchener Kammerspielen, wurde zu den 41. Mülheimer Theatertagen 2016 eingeladen. Die zweite Inszenierung erfolgte im September 2016 am Deutschen Theater Berlin, die dritte findet am Studiengang Schauspiel der HMTMH statt. 

Das Projekt entsteht in Kooperation mit der Hochschule Hannover, Studiengang Szenografie – Kostüm.

Das Elefantenmädchen ist unwiderstehlich.
Aber - was hat sie in dem Stück zu suchen? Geht es nicht um die Zeit der Kindheit, der Jugend in der DDR? Nein, es geht um falsche Hoffnungen, falsche Systeme, Leben und Tod. Davon können wir in einer Stunde leider nur Bruchteile sehen.
Wir sehen, wie ein Elefantenland herbei gespielt wird, ein Tanzlokal in der DDR, eine winterliche Straßenbahnhaltestelle, wir sehen ein Krankenzimmer mit einem Dauerpatienten, Alkoholiker, vom DDR-System bitter enttäuscht.
Während das Publikum hereinströmt, verkünden ernsthafte Menschen an der Rampe ihre Vorstellungen von der Zukunft. Wir sind im Jahr 1966, und ihre hoffnungsvollen Utopien sind zum Weinen naiv. Dann stehen zwei verfrorene Kinder im Schnee an einer Haltestelle. Sie warten auf ihre Mutter, warten, obwohl sie wis-sen, sie kommt nicht wieder. Die ist ab in den Westen. Ein geschwisterlich vertrautes Hin und Her, der Junge vier, die Schwester neun, mit feiner Übertreibung gespielt. Wir sehen zwei sehr junge Menschen bei ihrer ersten Begegnung, scheu, unbeholfen, voller Erwartung an das Le-ben, die Liebe: „Es ist der schönste Morgen ihres Lebens oder fast, aber sie können es noch nicht wissen".
Wir sehen einen Jungen mit provokant langen Haaren, wie einer Band entsprungen, und da sagt er auch schon: „Jeder kam gerade von der Probe, ging auf Tournee oder schrieb ein Buch." Lebensgefühl in der DDR voll getroffen.
Ein schnoddriger Monolog, glaubhaft durch und durch.
Und das Elefantenmädchen? Ist einfach ergreifend. Ihr Lebensdrama (inspiriert durch den Elefantenroman von Barbara Gowdy) entfaltet sich vor unseren Augen. Bei der Geburt fast schon zu Tode gekommen, gerettet, aufwachsen in der Herde, Flucht, Flucht, Flucht vor dem Massaker. Überleben, sich paaren, gebären, immer noch leben. Vielleicht auch nicht, wer weils das schon. All das sehen wir, weil die SchauspielAmelle Schwerk es nicht nur erzählt, sondem lebt. Sie rennt, sie springt die Wände an, sie ist die Kalbkuh mit dem verkrüppelten Bein und die betagte Leitkuh im blitzschnellen Wechsel, sie strahlt Kraft aus und Schmerz, sie „leuchtet" und der Bulle folgt ihr willig. Das Publikum auch.
Amelle Schwerk bekam für ihre kraftvolle Darstellung einen Solopreis von 2.500 Euro.

Ulrike Kahle-Steinweh

BESETZUNG

Es spielen: Nils Brünnig | Elisabeth Frank | Mauricio Hölzemann | Eduard Lind | Amelle Schwerk | Roman Mucha | Emilia Reichenbach | Anne Rohde | Süheyla Ünlü | Leo Zirner

Regie: Titus Georgi
Kostüm: Mirjam Ophüls und Marylin Rammert (Studiengang Szenografie – Kostüm der Hochschule Hannover)

Laudatio

Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland
2.500 Euro Solo-Preis für Amelle Schwerk, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Laudatio von Friederike Schubert

Ich freue mich sehr, eine Kollegin auszuzeichnen, die uns gestern extrem berührt hat.
Liebe Amelle Schwerk, die Darstellung deiner Elefantenfrau hat uns zum Lachen und zum Weinen gebracht. Diesen Spagat zwischen tiefer Tragik und unendlicher Komik hast du mit einer ungemeinen Leichtigkeit bewältigt. Von den größten Sprüngen bis hin zu kleinsten Bewegungen in deiner Mimik hattest du uns vollkommen in deinem Bann. Du hast uns verführt, deiner Figur zu folgen und uns dabei als Spielerin heimlich überholt, um uns im nächsten Moment komplett zu überraschen.

Liebe Amelle, das war phantastisch und auf jeden Fall kein Normalo-Grau! Dafür wollen wir dich mit einem Solopreis in Höhe von 2.500 Euro auszeichnen

TRAILER

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INFORMATIONEN

Kritiken

PREIS BEIM BUNDESWETTBEWERB - SCHAUSPIELSCHULTREFFEN IN STUTTGART
Amelle Schwerk hat für Ihre Rolle der Frau in „Buch (5 ingredientes de la vida)“ der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover einen Einen Solo-Preis erhalten.

BILDERGALERIE

Fotos: Daniel Kunzfeld

Premiere am 8. Dezember 2016
Vorstellungen: 9., 10., 15., 16., 17. Dezember 2016, 5., 6. und 7. Januar, 16., 17. und 22. Juni 2017

Gastspiel beim Schauspielschultreffen in Stuttgart am 30. Juni 2017

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