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Personenkreis 3.1 von Lars Norén

Mit "Personenkreis 3.1" umschreibt die schwedische Bürokratie Menschen der Kategorie "asozial". Drogensüchtige und Obdachlose, Langzeitarbeitslose, Alkoholiker und psychische Kranke stehen im Zentrum des gleichnamigen Stücks von Lars Norén, dem erfolgreichsten und provokantesten Dramatiker Schwedens. Seit Mitte der 90er Jahren stört er mit seinen unbequemen Menschenbildern. Regelmäßig taucht er in die Umgebung seiner Figuren ab - und Monate später mit Rechercheergebnissen wieder auf: Notate aus den Untiefen der Wohlstandsgesellschaft, die er zu brutal berührenden, absurd komischen und manchmal nur noch angerissenen Dialogen komponiert. Wir sehen Menschen aller Schichten in beckettschen Endspielen, die mitten im Beschaffungsstress philosophieren und bei großer körperlicher Versehrtheit lieben wollen. Wir befinden uns an irgendeinem öffentlichen Ort zwischen Himmel und Hölle, jedenfalls draußen im Freien, und es ist kurz vor Weihnachten... 

Die Studierenden erarbeiten 9 der über 30 Personen aus Noréns Stück. Ihre Grundlage ist der Text und die eigene Recherche in der sozialen Realität.

Sie haben sie kennengelernt. Die Menschen, an denen sie sonst vorbeigehen, z.B. am Hauptoahnhof in Hannover. Drogensüchtige, Alkoholiker. Menschen, die sich in ihrem eigenen Höllenkreis bewegen. Die aus einem ganz normalen, bürgerlichen Leben kommen und wieder dorthin wollen, die noch nie eine Chance hatten und rauswollen, woanders hin.
Doch der Kreis ist geschlossen.
Es gibt kaum etwas Schwierigeres für Schauspieler, zumal für junge, Menschen am Rand der Gesellschaft zu spielen. Zu schnell werden es Typen, zu leicht übertrieben, zu sentimental Gefühle ausgestellt. Nichts davon bei den neun SchauspielerInnen aus Hannover.
Sie haben ihre Figuren nicht an Effekte verraten, sie sind so ehrlich wie möglich an sie herangegangen. Der Schizophrene etwa, ist absolut glaubhaft verstrickt im eigenen Kosmos. Ebenso der Alkoholiker, der ein so weites Spektrum von Gefühlen zeigt. Und der Arbeitslose, dessen Kraft sich in Aggression verwandelt hat, dann wieder Stolz zeigt und plötzlich ganz klein wird. Er kuschelt sich an den schlafenden Alkoholiker, und so oft der ihn auch abwehrt, er schafft es, ihm nah zu bleiben, geborgen in mitmenschlicher Wärme.
Der Junkie und das Mädchen, das sich
prostituiert, um ihm und sich Drogen zu beschaffen - die beiden sind genauso, wie sich das jemand von außen vorstellt. Sind sie nun gut? Sind sie nicht doch Klischee? Das kann nur jemand beurteilen, der es selbst erlebt hat. In einer Diskussion am Tag nach einer Aufführung, berichtet einer der Schauspieler, habe eine Ex-Userin geweint, jede einzelne Figur kennt sie, und das Mädchen ist sie selbst."
Erstaunlich, wie rund die eine Stunde geworden ist. Das Originalstück hat 250 Seiten und 30 Rollen, die Fassung mit neun Personen dauerte ursprünglich zweieinhalb Stunden. Das von den Studierenden gestaltete Bühnenbild ist malerisch verdichtet, chaotisch, abgewrackt und durch Bretterpodeste klug gestaffelt. Und die Kostüme, der Realität abgeguckt, unterstützen den mutigen Realismus der Schauspieler*innen.
Diese neun jedenfalls sind in einem feinmaschigen Netz miteinander verbunden, jeder hat ein glaubwürdiges Schicksal, und was die Schauspieler sich vorgenommen haben, ist ihnen gelungen: Niemals das Leid mitzuspielen.
Es ist so und sie zeigen es so.

Ulrike Kahle-Steinweh

BESETZUNG

Projekt des 3. Studienjahres Schauspiel. Es spielen: Lea Gerstenkorn, Leona Grundig, Pepe Jonas Harder, Anna Paula Muth, Arash Nayebbandi, Valentin Schroeteler, Lev Semenov, Lukas WinterbergerHaytham Hmeidan und der Hund Fiete. 

Regie: Nora Somaini,
Bühne: Lan Anh Pham, Sophia Schellong
Kostüme: Rosanna König, Mitarbeit: Miriam Schliehe
Sound Design: Marie-Christin Sommer
Choreographie: Esther Berias
Dramaturgie: Regina Guhl
Sprechen: Onno Grohmann 

Ein Projekt des Studiengangs Schauspiel HMTMH in Kooperation mit dem Studiengang Szenografie - Kostüm der Hochschule Hannover

Preis beim Bundeswettbewerb - Schauspielschultreffen in Graz

PREIS BEIM BUNDESWETTBEWEB – SCHAUSPIELSCHULTREFFEN IN GRAZ

Arash Nayebbandi hat für seine Rolle "Der Arbeitslose" in „Personenkreis 3.1“ der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover einen Solo-Preis in Höhe von 2.000 Euro erhalten.

Fotos: Daniel Rodriguez

Premiere: 30. November 2017.
Weitere Vorstellungen: 1., 2., 7., 8., 9. Dezember 2017, sowie 4., 5. und 6. Januar 2018.'
15., 16. und 21. Juni und am 28. Juni um 18 Uhr in Graz im Rahmen des Schauspielschultreffen

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