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Eleven

HANNOVER – Hochschule für Musik, Theater und Medien

ELEVEN
eine filmische Eigenarbeit, Oneshot unter Verwendung von Texten aus „Der Fremde" von Albert Camus

ES SPIELTEN
Daria Bak, Julia Suzanne Buchmann, Danai Chatzipetrou, Mirko Näger-Guckeisen, Benjamin Kaygun, Simon Latzer, Omar Shaker und Paul Wiesman
Kamera: Julia Suzanne Buchmann
Musik: Friedrich Guttermann

ZUR PRODUKTION
Eine Produktion des 3. Jahrgangs Premiere: Juni 2021, Expo Plaza, Hannover

Warum ein normaler Gang mit Türen, den eine wackelnde Kamera entlangfährt, unheimlich ist? Vielleicht weil plötzlich ein altmodischer Sessel mit Lampe erscheint, weil ein Schaukelpferd sich bewegt, eine Hand ins Bild fährt. Weil Schritte hallen und vor allem die Musik Spannung erzeugt. Ein Mann erzählt aus dem Off vom Tod seiner Mutter, starb sie heute, starb sie gestern? Erzählt weiter von vier Schüssen auf einen toten Körper. Ob er seine Mutter erschossen hat oder jemand anderen, das wissen nur Camus-Kennerinnen, das ist nicht wichtig. Die „krasse Gleichgültigkeit", des Mörders ist den Schauspieler:innen wichtig, und der Mord hängt drohend wie eine dunkle Wolke über dem Geschehen.

Die Kamera schwenkt zu einer zersplitterten Glastür, hinter der ein finsterer Typ sich hinter einer Pflanze versteckt, er könnte der Mörder sein. Aber er ist nicht der Ich-Erzähler. In einem Raum tiopt eine Frau in rasender Tempo, aus dem Kopierer fallen Blätter, Familienbilder werden vor die Kamera gehalten. Uri Geller, der falsche Zauberer, der jahrelang alle an der Nase herumführte, macht Kartentricks. Womöglich sollen wir Zuschauer auch an der Nase herumgeführt werden mit Szenen, die nicht unbedingt einen Sinn ergeben. Aber immer verbunden sind durch die Musik.

Ein gruseliges kleines Mädchen mit Zöpfen in einem weiß getupften hellblauen Kleid erscheint. Da ist man endgültig im Horrorfilm, bei den Zwillingen aus „Shining". Die Kamera entdeckt einen seltsamen Typen, der fies guckt und Joghurt isst. Oh weh, noch ein Mord? Wir sehen blutige Hände die Treppe runterrutschen. Die Kamera zeigt kein Mitgefühl, sie schwenkt von Gang zu Gang, in eine dunkle Küche. An einem Tisch mit Kerzen essen der vermutliche Mörder und das unheimliche Mädchen Geburtstagskuchen, bieten der Kamera ein Stück Kuchen an. Diese Kamera, unsichtbar geführt von einer Mitspielerin, kann Freundin sein oder Gegnerin. Gegen die gekämpft wird, deren Berührung Weinen auslösen kann. Und der man nicht entkommt.
Die Schauspieler:innen aus Hannover wollten Verfremdung, „wo plötzlich Dinge sich verändern, nicht der Realität entsprechen". Sie wählten für ihren Film die schwierigste Form, den One Shot. Sie mussten also von Ort zu Ort rennen, sich verstecken, sich zeigen. Die Schauspieler:innen drehten in ihrer Hochschule, einem „hässlichen Bürobau", verwandelten ihn in ein Fantasiereich, mit sparsamsten Mitteln aus dem Fundus, mit Fantasie und Schminke. Ein junger Mann schminkt sich Blut auf die Wange, ein blaues Auge. „Wer sind wir in der Realität, für uns, für andere?" Was haben sie gelernt? Offensichtlich viel.

LAUDATIO
Beste Albert-Shining Camus-Adaption.
Büro-Shining zwischen Teddybar und Toaster.
Den Löffel lieber abgeben statt zum Löffel gemacht zu werden. Und zum ersten Mal seit langer Zeit dacht' ich an Mama. Guten Tag, Herr Freud. Da hilft nur Pantomime. Die Geisterbahn rast schwindelerregend in die zärtliche Gleichgültigkeit der Welt. Und weg ist das Ziel."

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