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Das Feld

Krähen krächzen. Eine Vogelscheuche steht einsam auf dem Feld. Ein bunter Zug erscheint, mit Trommeln, Pauken, Schellen, im flatternden Flickenkleid, weiß, beige, braun. Überwältigend. Eine fremde Welt. Fremde Wesen. Sie ziehen aufs Feld. Die Vogelscheuche verwandelt sich in einen Clown mit Fasnet-Maske, er kündet von den vier Zeitaltern: dem goldenen, silbernen, bronzenen und dem eisernen. Ovid hat sie beschrieben, die Schauspieler innen spielen und tanzen sie. Erde bedeckt die Bühne, echte Erde, ein starker Eindruck. Das Feld ist der Anfang allen Übels, es wird zum Acker, zum Schlachtfeld, Minenfeld, Mordschauplatz, aber auch zum gesegneten Land. Viel wird passieren in den 18 Szenen: Sie erzählen von Hoffnung und Ent-täuschung, Besitz und Verlust, Mord und Auferstehung. Die Schauspielerinnen zeigen Poetisches, Barbarisches, Komödiantisches, Rätselhaftes, Verstörendes. Und diesen Reichtum von Geschehen und Gefühlen dürfen wir mit ihnen erleben. Die Bildkraft der Aufführung ist einzigartig. Stephan Hintze konnte zusammen mit den hannoveraner Studierenden vom Schauspiel sowie von Musik-, Kostüm- und Bühnenbild das Stück choreographieren, kreieren. Auf der Bühne sehen wir, wie alle Künste ineinandergreifen, ein Ganzes formen. Dank des täglichen Trainings vor allem nach Meyerhold, auch Lecoq und Commedia dell'arte sind die Schauspielerinnen auf dem gleichen hohen Niveau. Sie schwingen im selben Takt. Sie können mit ihrem Körper- und Gesichtsausdruck - obwohl maskenhaft geschminkt - alles ausdrücken. Man glaubt sogar, bei den Masken Gefühle zu erkennen. Nach Ovid kommt das Schlachtfeld. Die ganze Gruppe robbt vor, zwei ergreifen je eine Krone, ein Kampf, zwei tote Könige. Ihre Kronen setzen sich zwei andere auf. Es wird dunkel, die Gruppe erscheint mit zwei Gruben-lampen, ein atmosphärisches Bild. Ihr Licht erweckt die Toten. Aber halt, sind sie jetzt die Mumien, die die Spurensucher sorgfältig untersuchen? Die Fülle überwältigt, die Formationen, die Geschichten. Leichter zu erinnern sind die Auftritte der hinreißenden Clowns. Die Masken sitzen auf ihrem Hinterkopf, sie tun so, als wäre hinten vorne, das erhöht ihre Fremd-artigkeit, ihre Skurrilität. Sie zeigen sich als zwei raffgierige Goldgräber, sie spielen Kain und Abel. Kains kindische Mordversuche sind zum Lachen, doch - großes Erschrecken - am Ende ist Abel wirklich tot. Dabei sind sie immer komisch, auch in den tragischen Szenen. Wir sehen Mythen, ein Märchen, Theater pur. Zum Schluss kommen die Landvermesser, kommen die Straßenarbeiter. Asphalt über das Feld und das war's. Alles ist weg. Ist die Vergangenheit verschwunden, bleibt die Zukunft leer. Diese Aufführung jedenfalls werden die Zuschauer:innen nicht so schnell vergessen.

Urike Kahle-Steinweh

Was für eine gut gebaute, sinnliche Bilderwelt!
Trotz all den Stöcken überhaupt nicht hölzern.
Was für ein Support untereinander...
Was für ein wortwörtlich gutes Handwerk!
Was für eine Körperlichkeit!
Mit welcher Disziplin und Hingabe... jedes Einzelnen...
Und was für ein Zauber!
Welche Poesie...
Zeitlos, archaisch, ursprünglich, konterrevolutionär, unvorhergesehen...
Wir wissen es nicht...
Ist uns egal...
Danke Hannover!

Herzlichen Glückwunsch liebes Ensemble der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover zum Ensemblepreis in Höhe von 5.000 Euro.

Laudatio von Cédric Pintarelli

Weitere Informationen:
Das Feld

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