Ein schickes Dinner im Freundeskreis. Junge Menschen, die es zu etwas gebracht haben, allesamt Akademiker*innen und Künstler*innen. Die Clique debattiert über Reisen, Kunst, Politik, über Essen und Gesellschaft. Was steckt hinter #Metoo, zu dem eine der Anwesenden angeblich einen hochwertigen Film „aus Frauenperspektive“ gedreht haben will? Eine gestürzte, blutende Fahrradkurierin bringt noch eben eine Kiste teuren Weins vorbei, wird von den Anwesenden distanziert, fast verächtlich belächelt. Es wird gegessen, getrunken, eine Träne über den Klimawandel vergossen. Nur eine Person, eine Lehrerin, ist neu im Kreis. Angewidert von Heuchelei und überheblichem Getue schockt sie mit einem Überraschungsauftritt.
Die britische Autorin Alice Birch hat 100 frei kombinierbare Szenen geschrieben. Bei der Wiederaufnahme wird der etwa einstündige letzte Teil des Stücks gespielt. Die ersten 99 Szenen sind kurze Schlaglichter in knappen rhythmisierten Dialogen. Sie untersuchen Situationen, in denen Menschen der Unterklasse miteinander und dem Staat in heftige Konflikte geraten. Kommt im ersten Teil die Entstehung von physischer Gewalt in direkter und brutaler Form zum Ausdruck, wirkt sie in der letzten Szene des Stückmaterials, das einen Perspektivwechsel auf die obere Mittelschicht vollzieht, subtiler, aber kaum weniger bedrückend. [BLANK] ist Klassen- und Missbrauchsdrama, Sozialstudie und Trauerspiel, perverse Komik und entwickelt eine emotionale Wucht, die beklommen stimmt.
Dauer ca. 1h
BESETZUNG
Es spielen: Lukian Anhölcher, Samuel Mikel, Aniela Ebel, Finn Faust, Julia-Mareen Korte, Konstantin Lohnes, Emma Marie Nielsen, Flora Reim, Anna Stebut, Joèl Kito Salvatore
Regie: Titus Georgi
Kostümbild: Luise Krüger, Lea Westhues
Szenografie: Katharina Zerr
Aufführungsrechte: Rowohlt Verlag GmbH